Prof. Ernst Neufert

Prof. Ernst Neufert

Architekt, 1900 – 1986

Mit 19 studiert er am Bauhaus in Weimar und arbeitet im Büro Walter Gropius.1924 übernimmt er den Posten des Büroleiters und die Bauleitung am neuen Bauhaus Dessau und den Meisterhäusern. Ikonen der Moderne. Doch Neufert sucht neue Herausforderungen und tritt mit 26 Jahren eine Professur an der Bauhochschule in Weimar an. Nach deren Schließung 1930, lehrt er Architektur an der Itten-Schule in Berlin und arbeitet als freier Architekt.

Über die Ausbildung am Bauhaus sagte er später:

„Hier erkannte ich das erste Mal, wie sich aus einem inneren Wunschbild ein Bauprogramm […] ergab ohne Vorbilder, ohne Anlehnung an eine Stilepoche, sondern nur aus dem Lebensgefühl unserer Zeit.

Seitdem weiß ich, dass diese Betrachtung für uns die einzige, wahre ist, keine absolute, denn eine solche gibt es in Kunstdingen nicht, sondern eine […] aus dem lebendigen Zeitgeist heraus empfundene, mit vollem Respekt und voller Rücksichtnahme auf alles, was vorher entstand in den starken echten Kulturepochen, aber ganz hingegeben den drängenden Aufgaben der eigenen Zeit, formal nur insoweit an vergangene Stilformen gebunden als sich eigene nicht aufdrängen […].“ (Ernst Neufert in Fritz Gotthelf, Ernst Neufert. Ein Architekt unserer Zeit, Berlin 1960, S. 7.)

Neugier und Entdeckergeist führen Ernst Neufert früh zur Architektur. Er ist Vordenker in der Normierung, Architekt großer Industriebauten und Privathäuser, entwirft zugleich Möbel und widmet sich der Lehre.

Professor Ernst Neufert 1927 Weimar 1927, Weimar
Ernst Neufert mit Kollegen aus der Ittenschule in Berlin 1931 1931, Berlin
Ernst Neufert im Sandsessel, Entwurf für Knoll, 1955, Darmstadt 1955, Darmstadt

Ernst Neuferts Schaffen war vielfältig. Seine Tätigkeit als entwerfender und bauender Architekt reicht über 100 Entwürfe unterschiedlichster Gebäudetypologien hinaus.

Ernst Neufert in Darmstadt 50er Jahre Ernst Neufert in Darmstadt 50er Jahre

So entwickelte er 1936 das Buch Bauentwurfslehre, das bis heute fortgeschrieben wird und als Standwerk in der Architekturliteratur gilt. Im Laufe seines Lebens war für ihn stets das Voranbringen der Normierung im Bauwesen ein wesentliches Anliegen.

Durch seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Darmstadt prägte Ernst Neufert mehrere Architektengenerationen in ihrer Ausbildung- und Haltung.

Die Bauentwurfslehre von Ernst Neufert ist bis heute in unzähligen Neuauflagen und Übersetzungen ein weltweit viel gebrauchtes Standardhandbuch für entwerfende Architekten.

Vita

Ernst Neufert gehört zur Generation von Architekten, die in den Entwicklungsjahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und nach zwei Kriegen die Aufgabe haben, neue geistige Grundlagen als ordnendes Element für die Gestaltung der Umwelt zu schaffen und diesen neuen Erkenntnissen Form und Gestalt zu geben. Vollständiger Lebenslauf Ernst Neufert

Bauten Auswahl

1928
  • Mathematisches Institut Abbeanum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
1929
  • Studentenhaus der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • eigenes Wohnhaus (Neufert-Haus), Weimar-Gelmeroda
1936
  • Hüttenwerk und Lagergebäude der Vereinigten Lausitzer Glaswerke, Weißwasser/Oberlausitz
1937
  • Wohnhaus Hügelmann, Berlin
  • Wohnhaus Kindt, Weißwasser/Oberlausitz
1939–40
  • Werkhalle der Maschinenfabrik Hagenuk, Berlin
1939–42
  • Werkbauten der Maschinenfabrik Hagenuk, Barth
1942
  • Fabrik für Flugzeugelektronik Usine List, Rhinau
1949–50
  • eigenes Wohnhaus mit Atelier „Planerhof“, Darmstadt
1951–64
  • Jenaer Glaswerke Schott, Mainz
1951–55
  • Autobahn-Raststätten (mit Tankstellen, Rasthäuser und Motels), Pfungstadt
1951–66
  • Industrieanlage Eternit-Werk, Leimen
1952–55
1954
  • Fabrikanlage Linde Eismaschinen AG, Mainz-Kostheim
1954–55
  • Wasserbauhalle der Technischen Hochschule Darmstadt
1955–70
  • Zementwerk der Firma Dyckerhoff (mit Mühlengebäude und Klinkeranlage, Silo- und Versandanlage, Verwaltungsgebäude, Zement-Silos, Zementklinkerwerk und Wärmetauschertürmen, Wiesbaden
1954–58
1956–57
  • Kohlekraftwerk, Pargas, Finnland
  • eigenes Atelier „Planstatt“ und „Planerklause“, Darmstadt
1956–57
  • Werkanlage und Bürogebäude der Firma Eternit GmbH, Neuss
1957–58
  • Versandhaus Medaillon Moden, Offenbach
  • Weinbrennerei E. Texier & Cie, Bingen
1957–59
  • Versandhaus Medaillon Moden, Offenbach
  • Weinbrennerei E. Texier & Cie, Bingen
1958–59
  • Ledigenheim (Arbeiterwohnheim der Firma Schott & Gen.), Mainz
1959–60
  • Verwaltungsgebäude und Textilfabrik der London-Knitwear, Gießen
  • Tempo-Werk der Vereinigten Papierfabrik Nürnberg, Neuss
1959–63
  • Verwaltungshochhaus der Firma Dyckerhoff-Portland, Wiesbaden-Amöneburg
1963
  • Wohnhaus Aulbach, Miltenberg
Ab 1963
  • Rohr- und Bauteilwerk der Firma Hoesch AG, Hamm
1963–64
  • eigenes Wohnhaus (Landhaus K.), Bugnaux-sur-Rolle, Schweiz
  • Büro- und Ausstellungsgebäude der Industrieanlage Eternit AG, Heidelberg-Leimen
1963–66
  • Weinbrennerei Pieroth, Bingen
1963–1973
  • Institute für Nachrichtentechnik der Technischen Hochschule Darmstadt

Aufgestellt: Dr. Patricia Merkel, 15.06.2020


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Heike Sterner

Rudolstädter Str. 7
D - 99428 Weimar-Gelmeroda

Tel.: +49 (0)176 37 460 688 sterner@neufert-stiftung.de

Vorstand

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delmes@neufert-stiftung.de